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Samosir: Die Insel im Vulkankrater

Die Fahrt vom Dschungel zum Kratersee Toba dauerte rund 10 Stunden und führte vorbei an flauschigen Primaten, die auf der Leitblanke dem regen Verkehr zuschauten. Einen Halt machten wir auf einem Früchte- und Gemüsemarkt. Auch nach langem Reisen in den Tropen, haben wir noch eine neue Frucht entdeckt. Man hat sie nach ihrem Aussehen benannt: Schlangenhautfrucht (Übersetzung aus dem Englischen). Vielleicht hilft sie gegen unsere Schlangenphobie. Wir kauften ein halbes Kilo. Hat aber nichts genützt. Als wir auf Samosir beim Spazieren eine lange, dünne Schlange sahen, standen wir immer noch beide wie versteinert da.

Spannender als der Früchtemarkt war der Stopp bei einem Haus des Batak-Volkes. Die Batak sind ein indigenes Volk, deren Ursprung auf der Insel Samosir auf Sumatra liegt. Sie gliedern sich in mehrere Untergruppen, sogenannte Klans. Ein Herr aus dem Karo-Klan zeigte uns sein traditionelles Haus und erzählte von ihrem Glauben. Die Batak sehen den Kosmos dreigeteilt: In der Oberwelt leben die Götter, in der Unterwelt die Geister und Dämonen und in der Mittlere die Menschen. Das ist auch der Grund, warum das Haus auf Stelzen seht und ein markantes Dach besitzt. Die Tür ist mit Absicht niedrig gebaut, dass man sich beim Eintreten bücken (verbeugen) muss. Nebenbei: Der Eingang diente gleichzeitig auch als Gebärstuhl. Im innern des Hauses ist alles verrußt, das kommt vom Räuchern des Fleisches und als Nebeneffekt hält es die Insekten fern. Vier Küchen dienen für acht Familien, die alle im selben Haus. Bis zu 32 Leuten leben in diesen Hütten in einem grossen Raum. Jedes Elternpaar hat ein abschliessbares Kämmerchen, die Kinder schlafen im Gemeinschaftsraum. An den Postern über den Schlafplätzen sieht man schnell, ob da ein Boy oder Girl zu Hause ist. Die Mädchen leben nur so lange bei ihrer Sippe, bis sie verheiratet sind. Danach lebt die Frau bei der Familie vom Mann, welcher aus einem anderen Klan stammen muss. Es ist nämlich strikte verboten, dass zwei Bataks aus den gleichen Klan heiraten. Um ein Mädchen zu erobern muss der Junge mit seiner Flöte ein beeindruckendes Ständchen vor dem Fenster seiner Angebeteten spielen. Die neue Technik hat auch bei den Ur-Völkern Einzug gehalten. Heute sei das viel einfacher mit WhatsApp, meinte der Gastgeber schmunzelnd. Im Haus leben Familien mit verschiedenen Glaubensrichtungen unter einem Dach. Bei den billigen Mietpreisen (umgerechnet 40 Franken pro Jahr) können viele Feste gefeiert werden. So feiern die Moslems mit den Christen Weihnachten und mit den Hindus das Lichterfest. Als Rücksicht auf den Brauch des Islams, wird während des Ramadans mittags ausserhalb des Hauses gegessen. Ein Musterbeispiel für das Zusammenleben verschiedener Glaubensrichtungen.

In Parapat mussten wir vom Auto auf das Schiff umsteigen, um auf die Insel Samosir zu gelangen. Die Insel ist 40 Kilometer lang und 20 Kilometer breit. Sie liegt im Tobasee - ein mit Wasser gefüllter Vulkankrater, der doppelt so gross ist wie der Bodensee. Die ersten Siedler hier waren die Toba (ein anderer Klan der Bataks), die zwischen 2500 und 1500 vor Christus vom asiatischen Festland kamen. Trotz der Missionierung der Christen, blieben vieleTraditionen ihrer alten Religion erhalten. Neben den drei Welten, glauben die Bataks auch an die Seele nach dem Tod (Begu). Damit die Seele Frieden finden kann, muss der Sohn des Verstorbenen für diese beten. Falls kein männlicher Nachkommen lebt, gibt es als „Ersatz“ eine lebensgrosse Holzpuppe (Gale).

Samosir liegt auf 900 Meter über Meer und das Klima ist ideal - schön warm, mit angenehm kühlen Nächten. Am einfachsten entdeckt man die hügelige Landschaft mit dem Moped oder für die kürzeren Strecken zu Fuss. Mit dem Roller fuhren wir hoch hinauf zum Aussichtspunkt bei Tele - auf der anderen Seite der Insel. Mit dem Moped war ich etwas schnell unterwegs, so überrascht es nicht, dass wir beim Wandern viel mehr entdeckten. Neben den zahllosen Büffeln, begrüsste uns auch eine Schlange. Sie war so fein, dass wir sie fast übersehen hätten und auf sie getreten wären. Aber das lange Ding bewegte sich kein Millimeter und wir fragten uns, ob es vielleicht doch ein Ast ist. Als wir ihr den Rücken zeigten, schlängelte sie dann davon. Das war übrigens die erste und einzige Schlange, die wir in den zwei Monaten in Indonesien sahen. Später trafen wir eine Ziege mit Dauerwelle, ein sehr hübsches Wesen. Natürlich begegneten wir auch vielen netten Einheimische mit ihren freundlichen Kindern, die uns herzlich begrüssten, als wir das Dorf Tomok erreichten. In diesem Dorf liegt der ehemalige König der Toba-Batak begraben, eine Gale sorgt dafür, dass die Seele in Frieden ruht. Viele der Leute da leben immer noch in traditionellen mit schönen Schnitzereien verzierte Batak-Häusern. Die Indonesier umzingelten uns und baten um ein Bild mit ihnen. Sie fragten so höflich, dass man es ihnen nicht ausschlagen konnte. Das passiert einem hier ständig, vor allem, wen man hellhäutig ist und oder helle Augen hat. Nadia hat deshalb die grössere Anziehungskraft, ich musste mit Kleingeld locken, dass ich auch einmal aufs Foto durfte.

Wir wohnten in einem traditionellen Haus im Hotel „Tabo Cottages“. Das Häuschen war sehr nett und lag in einer schönen Anlage mit einem Pool. Auch wenn es im Vergleich zu anderen Unterkünften etwas überteuert war (46 Franken pro Nacht), haben wir uns da sehr wohlgefühlt und verlängerten den Aufenthalt auf sechs Nächte. Essen tut man auf Samosir entweder einen fangfrischen Fisch vom Grill, ein Batak-Curry oder auch mal ein leckeres Wienerschnitzel für nichtmal 4 Stutz inkl. Salat und Zitronen-Ingwertee. Die sechs Tage in Tuktuk waren sehr gemütlich. Da es nun eigentlich Regenzeit wäre (Regen gab es nur ab und zu in der Nacht) hatte es auch nicht viele andere Touris und nach einem Tag begrüssten uns die netten Bewohner sogar beim Namen. Der ideale Ort, um ein paar Tage an der frischen Luft „abzukühlen“.

Auf der Insel haben wir eine kulinarische Besonderheit entdeckt. In der Region wird viel Kaffee angepflanzt. Und wir wunderten uns, weshalb der Luwak-Kaffee so verdammt teuer ist. Eine Tasse kostete 4.50 Franken, das ist viermal so viel, wie ein normaler Kaffee. Wir erfuhren, dass Luwak nicht der Name des Strauches ist, sondern eine Wildkatze. Diese isst die roten Früchte des Kaffeestrauches und scheidet die Bohnen unverdaut wieder aus. Diese „Scheisse“ wird dann eingesammelt und zu Kaffee verarbeitet. Leider riechen hier alle das schnelle Geld und die Katzen werden oft in Käfigen gehalten und mit den Kaffeefrüchten regelrecht voll gestopft. Gemäss Recherchen kosten 100 Gramm in der Schweiz 80 Franken. Viel Geld für ein bisschen Scheiss-Kaffee, der wahrscheinlich nicht mal nach Scheisse schmeckt. Wir haben ihn deshalb weder probiert, noch gekauft.

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