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Bukit Lawang: Trekking bei den Orang-Utans

  • Nadia
  • 4. Nov. 2016
  • 6 Min. Lesezeit

„Jungle-Trek, Jungle-Trek in Bukit Lawang, see the monkey, see the bird, see Orang-Utan“ zur Melodie von Jingle Bells und schon hat man den Jungle-Song von Bukit Lawang. Die Einheimischen singen ihn an jeder Ecke des kleinen Dorfes. Der Regenwald und die darin lebenden Tiere sind ihr ein und alles. Auch wenn die weihnächtliche Melodie irgendwie nicht zum Ort passt, der Text hält, was er verspricht. Der Dschungel-Trip im Gunung Leuser Nationalpark auf Sumatra war definitiv ein Highlight unserer Reise. Vom Flughafen in Medan ging es im Auto direkt nach Bukit Lawang - das Tor zum Urwald. Nebst dem Amazonas und dem Kongo-Becken ist es der dritte noch existierende Regenwald. Leider musste bereits ein grosser Teil dieser grünen Lunge und somit auch viele der Dschungelbewohner Palmölplantagen weichen. Uns stachen die Palmen bereits bei der Hinfahrt ins Auge. Nach Erläuterungen der Guides von Ecotravel wurden uns die negativen Auswirkungen aber erst richtig bewusst. Da wo das Gebiet noch nicht zum Nationalpark erklärt wurde (auch auf Borneo) werden ganze Wälder gerodet und die Orang-Utans in der Baumkrone verbrennen bei lebendigem Leib. Man stiehlt auch hunderten anderen (teils bedrohten Tieren wie dem Sumatra-Nashorn und -Tiger) den Lebensraum. Der Markt für den günstigen Rohstoff floriert. Das Öl befindet es sich angeblich in der Hälfte aller bei uns im Supermarkt erhältlichen Produkte. Von den Chips, über Waschmittel bis zu Kometikprodukten - wo pflanzliches Öl drauf steht, ist meistens Palmöl drin.

Fünf Tage waren wir im Dschungel bei Ecotravel bestens aufgehoben. Sowohl die sehr schöne Unterkunft am Flussufer mit Blick auf den Regenwald wie auch das zweitägige Trekking im Dschungel war der absolute Hit. Bessere Gastgeber als Kembar und sein Team haben wir auf der ganzen Reise nirgends erlebt. Bei der Ankunft informierte uns Adi, unser Guide für die Wanderung im Dschungel, gleich ausführlich über die (Überlebens-) Regeln für Mensch und Affe im Nationalpark. Etwas 20 der rund 200 im Gunung-Leuser-Park lebenden Orang-Utans sind halbwild. Bis 2001 gab es da ein Rehabilitationszentrum, welches die in Gefangenschaft lebenden Menschenaffen befreite und diese für das Leben in Freiheit ausbildete. Die früher von reichen Indonesiern als Haustier gehaltenen Tiere sind sich an die Menschen bis heute gewohnt und suchen den Kontakt zu ihnen, nicht zuletzt wegen den mitgetragenen Lebensmitteln. Ausser den Guides sollte niemand Essware mit sich tragen, um den direkten Kontakt mit den Menschen im Wald (Orang=Mensch, Utan=Wald) zu vermeiden. Die Tiere sind keineswegs aggressiv und wollen den Besuchern nichts böses. Da aber 97.5 Prozent ihrer DNA mit der des Menschen übereinstimmt, können Krankheiten und Parasiten sehr gut gegenseitig übertragen werden. Deshalb sollte man nie in den Dschungel, wenn man nicht zu 100 Prozent fit ist. Ebenso ist der Mückenschutz und die Sonnencreme auf unserer Haut für die Affen schädlich oder im schlimmsten Fall sogar tödlich.

Gerüstet mit allen nötigen Informationen und einem kleinen Rucksack mit trockener Kleidung für die Nacht sowie viel Wasser (das Auf und Ab und die feuchte Luft treibt den Schweiss in Strömen aus den Poren) zogen wir los. Die Tour begann bei einer Kautschukplantage. Auch dafür rodete man früher bereits den Regenwald. Heute ist Palmöl viel lukrativer. Aber wie unser Führer meinte, wäre die Produktion von Kautschuk nur halb so schlimm, wie die von Palmöl. Denn diese Bäume bilden immerhin noch den Lebensraum für verschiedene Tiere. Die Früchte und Blätter des „Gummibaumes“ sind beispielsweise heiss geliebt von den Thomas-Languren. Deshalb war es kein Zufall, sie hier anzutreffen. Etliche sassen in den Bäumen und posierten für ein Foto. Sie sind wohl die letzten wahren Punks. Mit ihrer Irokese schwingen sie sich von Baum zu Baum, alle Regeln und Grenzen im Wald sind ihnen egal.

Schon sehr bald sichteten wir einen wilden Orang-Utan. Da war auch noch ein Kleines dabei, das sich mühsam von Ast zu Ast schwang. Den letzten halben Meter sprang es zur Mama, die es gekonnt mit den langen Armen fing und zur Brust nahm. Zusammen suchten sie Zuflucht in den Bäumen. Im Gegensatz zu den Halbwilden kommen die Wilden äusserst selten von den Bäumen runter. Sie beobachten uns Menschen lieber skeptisch von der Ferne. Ein paar hundert Meter weiter begegneten wir einem männlichen Wesen mit seiner Familie. Dieser war unheimlich gross und kräftig. Als er vom Baum kletterte und auf uns zukam, hiess es nur noch rennen. 90 Kilo pure Muskelkraft, auch die Guides fürchteten sich vor ihm. Dichter im Dschungel war es dann soweit. Wir trafen auf ein halbwildes Weibchen. Mit ihrem Teenager und dem Baby kam sie auf uns zu. Auf dem schmalen Pfad gab es wenig Ausweichmöglichkeiten, weshalb wir alle zurückgehen mussten. Adi ging zu ihr hin und wollte sie weg schicken. Doch alles nützte nichts. Sie wollte zu den Touristen. Für uns Dschungel-Neulinge war die Situation sehr beängstigend, da wir nicht wussten, wie das Tier reagiert und wir praktisch keine Fluchtmöglichkeit hatten. Als Notlösung lockte ein Guide die Orang-Utans mit Früchten weg von uns.

Die letzten Kilometer ging es steil bergab und wir mussten uns mittels Wurzel und Liane steile Pfade runter schwingen. Leider nicht halb so elegant wie die richtigen Wald-Menschen. Und was wäre eigentlich der Regenwald ohne Regen? Nach sechs Stunden kamen wir platschnass und schlammig im Camp an. Ein Bad im kühlen Fluss war genau das Richtige. Schnell merkten wir, dass das Zeltdorf von „Troublemakermonkies“ umzingelt war. Dutzende der Makaken versuchten, etwas von unseren Cookies zu erhaschen. Mit den einfachsten Mittel zauberten die Leute von Ecotravel ein herrliches Dinner mit Kerzen und Blumen herbei. Nach dem Essen erzählte Adi uns die Geschichten der bekanntesten Orang-Utans. Einer von ihnen war Jacky. Sie war es, die am Nachmittag den Kontakt zu uns suchte und uns den Weg versperrte. In Gefangenschaft bekam sie als Beruhigung immer die Hand eines Jungen zum Saugen (Schnuller-Ersatz). Man konnte ihr dies nicht abgewöhnen und noch immer will sie die Hände der Menschen in den Mund nehmen. Es gäbe da noch eine zweite Dame, die auf dem Boden auf die Menschen zugeht. Minah meint es aber nicht immer gut. Die Einheimischen fürchten sich vor ihr, weil sie schon mindestens 20 Guides gebissen hat. Sie ist sehr verfressen, weil sie in Gefangenschaft regelrecht mit Früchten vollgestopft wurde. Gibt es kein Leckerli, wird einfach zugebissen. Minah ist so bekannt, dass sie es in eine Strophe des Jungle-Songs geschafft hat.

Trotz der Räubergeschichten fürchteten wir uns nicht vor den Affen, denn die gehen nach dem Eindunkeln schlafen. Den Schlaf raubte uns der Krach im Wald. Wir wissen nicht, welche Tiere sich an dem nächtlichen Konzert beteiligten. Aber es war laut, sehr laut. Man glaubt es nicht, bevor man es nicht selber erlebt hat. Mir gefällt es trotzdem im Dschungel. Mitten in der Natur lebt es sich besser als in jedem 5-Sterne-Hotel. Morgens gab es ein Bad im fliessenden Jacuzzi vor der Tür. Danach schauten wir eine Live-Doku auf Grossleinwand: Die Warane überquerten den Fluss und die Affenfamilien kamen aus dem Wald, um den Pool ebenfalls zu nutzen. Unser Frühstück verteidigten wir erfolgreich vor den Troublemakern.

Der Tag ging spannend weiter. Vor zwei Wochen sichtete man wilde Elefanten gute 300 Meter von unserem Camp flussaufwärts. Wir versuchten unser Glück und wateten zur besagten Stelle. Ausser einem riesigen Haufen Kacke und den Fussabdrücken im Sand war aber keine weitere Spur von den grauen Riesen sichtbar. Dafür wartete im Camp eine letzte Überraschung auf uns. Jacky wollte sich von uns verabschieden. Es regnete wieder in Strömen uns sie suchte einen Unterschlupf im Camp. Zu ihrem Schutz wollten Adi nicht, dass sie es sich da bequem macht und uns von Mückenspray verseuchten Menschen zu nahe kommt. Er schickte sie weg. Traurig setzte sie sich mit ihrem Baby an der Brust auf einen Stein am Fluss. Sie hielt ein Blatt über den Kopf, das sollte sie vor dem Regen schützen. Ein unvergesslich herziges Bild. Leider war die Kamera bereits im wasserdichten Plastik verstaut. Dies war auch bitternötig, denn zurück nach Bukit Lawang ging es in einem Rafting. Nässer als wir vom Regen schon waren, konnten wir nicht mehr werden. Dennoch meinte Adi, wir sollten uns beeilen, denn wenn der Wasserstand aufgrund der Niederschläge weiter steigt, werde es zu gefährlich. Sicher manövrierten uns die Einheimischen im selbstgebastelten Schlauchboot mit einem Bambusstock durch den reissenden Fluss. Direkt vor der Haustür konnten wir aussteigen. Für zwei weitere Nächte waren wir Gast in den Ecotravel Cottages und hatten Zeit, die vielen schönen Eindrücke zu verarbeiten.

Wie es der Zufall wollte, erfuhren wir während unserem Aufenthalt auf Sumatra von „Before the Flood“. Leonardo di Caprio spricht in diesem Dokumentarfilm klare Worte und macht einem bewusst, wie schlecht es um unseren Planeten steht - unteranderem geht es da auch um die Abholzung auf Sumatra. Der Film ist wirklich gut gemacht und stimmte uns beide sehr nachdenklich. Hier deshalb noch ein Filmtip für verregnete Novembertage.

Wir sind uns bewusst, dass unser ökologische Fussabdruck aufgrund der langen Flüge weit über dem idealen Energieverbrauch liegt. Aber in den Bereichen Ernährung und Wohnen lebten wir in den letzten Monaten sehr vorbildlich. Ziel ist es, zu Hause so weiterzuleben: Saisonale Früchte und Gemüse und Ware aus der Region einkaufen, wenig Fleisch und statt Rindfleisch mehr Geflügel essen, die Wäsche lufttrocknen, Plastiktaschen und -flaschen sowie Produkte mit Palmöl möglichst vermeiden.

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