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Bira: Traumstrand und „Fabrik“ der Pinisi-Holzboote

Ein Strand so weiss wie Schnee. Wir kehrten beim ersten Strandspaziergang um, weil wir das Gefühlt hatten, ohne Sonnenbrille schneeblind zu werden. Bira lockt aber auch mit dem glasklaren Wasser und den Tauchgründen in den vorgelagerten Riffs. Es gibt ein paar wenige kleine Hotels und Bungalow-Anlagen. Wir wohnten in einem Häuschen bei BaraCoco auf einer Klippe direkt über dem Strand. Von der Hängematte auf dem Balkon und auch vom Bett aus sah man durch den Palmenhain direkt auf das schöne blaue Meer. Fantastisch! Hier könnte man länger verweilen als nur 5 Nächte.

Abfall Strand Bira

Doch wer sich hier niederlässt, merkt angeblich schnell, dass auch das Paradies negative Seiten hat. Der Belgier von unserem Hotel reinigt den Strand vor sich täglich. Zahlreiche Plastikflaschen und andere Abfälle, die angespült oder von den Einheimischen nach dem Picknick liegen gelassen werden, liegen hier herum. 400 Meter nebenan sieht der Strand aus wie eine Müllhalde. Das Problem mit dem Plastikmüll fällt uns vor allem in ärmeren Ländern immer wieder auf. Es tut einem Weh, zu sehen, wie viele Leute ihre leeren Trinkflaschen und Becher einfach auf den Boden werfen. Das Bewusstsein, was das der Natur für einen Schaden anrichtet, ist bei gewissen Völkern schlichtweg inexistent. Wenn die Menschheit das Plastikproblem nicht in nächster Zukunft in den Griff bekommt, wird das die schlimmsten Folgen haben. Doch wie? Solange für die Plastikware kein höherer Preis oder ein Depot verlangt wird, sehe ich keine Besserung. Denn die Menschen hier haben eine andere Mentalität. Sie stört der Abfall am Strand genau so wenig, wie die Müllhalde in ihrem Garten. Was keinen Wert hat, wirft man auf den Boden. Wenn wir nach einem Wasserspender fragen, wo wir unsere Trinkflaschen auffüllen können, werden wir mit grossen Augen angeschaut. Auch wenn die ausländischen Hotelbesitzer mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie Flaschen kostenlos mit Trinkwasser nachfüllen, trinken die Indonesier ihr Wasser lieber aus den zwei Deziliter Einwegbecher.

So, nun aber wieder zu den schönen Seiten Biras. Da es hier nicht mehr als eine Handvoll Unterkünfte und Restaurants gibt, geht alles sehr gemächlich zu und her. Zudem ist der Strand (zumindest unter der Woche) beinahe menschenleer. An den Wochenenden kommen Einheimische aus den Städten und campen am Strand. Aber auch dann ist es keineswegs überfüllt. Den Konsum in den Restaurants schreibt man auf einen Zettel. Bezahlen tut man bevor man wieder abreist alles zusammen. Dieses Menschenvertrauen ist nicht mehr oft zu finden. Wer mit dem beschränkten Angebot an Unterhaltungsmöglichkeiten auskommt, ist hier wirklich im Paradies gelandet. Wir mieteten am zweiten Tag einen Roller und erkundeten die Umgebung. Nach guten 20 Kilometer erreichten wir Tanah Beru. Da bauen die Bugis die Pinisi-Boote. Das sind ausschliesslich aus Holz gefertigte Schiffe. Wir reisten mit einem solchen von Lombok nach Komodo (siehe Beitrag Liveaboard). Deshalb war es für uns besonders interessant zu sehen, wie die Balken mit Holzstücken zusammen gemacht werden. Schrauben werden bei der traditionellen Herstellungsweise keine gebraucht. Die Seemänner bauen da die verschiedensten Modelle. Von kleinen einfachen Fischerbooten, über glamouröse Hochglanz-Luxusschiffe mit Jacuzzi auf dem Dach bis zum Riesenfrachter ist da alles zu sehen. Ab 300 000 USD bekommt man angeblich an stattliches Segelschiff ganz nach eigenem Wunsch angefertigt. Auf der Rückfahrt nach Bira besuchten wir noch das Dorf Aparalang und machten Fotos von der dramatischen Felsküste. Leider hatten wir kein Badezeugs dabei.

Da wir bereits beim Schnorcheln vor der Tür schöne Korallen, Schildkröten, Rochen, Seeschlangen und unzählige farbige Fische sahen, wollten wir nochmals tauchen gehen. Gleich hinter unserem Hotel befindet sich die Mangga Lodge mit integrierter Tauchbasis. Wir gingen da essen, um beim Inhaber Elvis die Tauchgänge zu buchen. Das Essen war super und die einheimischen Angestellten waren sehr nett und gut gelaunt. Aber der Rest, … ach du Sch… Jeder Gast, der in den Speisesaal kam, glotzte uns an, als wären wir von einem anderen Planeten. Als spräche jeder Mensch auf der Welt Deutsch, begrüsste man uns mit einem „Guten Abend!“. Danach wurde noch zynisch angemerkt: „Was, ihr habt schon gegessen? Normalerweise essen wir hier um 19 Uhr.“ Wir traten in ein Nest voller unzufriedener Deutscher, die angeblich regelmässig dahin gehen, um nichts anderes zu machen als zu tauchen und unter gleichgesinnten Landsleuten zu sein. Obwohl wir uns sehr unwillkommen fühlten, buchten wir bei Elvis einen Tagesausflug mit zwei Tauchgängen. Auf dem Boot am nächsten Tag war die Stimmung nicht besser. Gemeinsam mit zwei Pensionierten und ihrem verwöhnten 25-jährigen Sohn fuhren wir aufs Meer hinaus. Die schnauzten sich gegenseitig an, während der Divemaster zu schweigsam war. Es gab ein kurz und knappes Briefing und während Roger und ich im Wasser noch die Taucherbrille richteten, waren alle schon unten. Die Unterwasserwelt war phänomenal und wir konnten sogar durch eine kleine Höhle tauchen. Das dumme Kind nervte aber sogar unter Wasser. Er fand eine Muschel, nahm die in die Hände und untersuchte sie gründlich, obwohl man unter Wasser nichts anfassen sollte. Zudem liebten die Deutschen ihre Riffhaken und brachen unzählige Korallen ab, weil sie sich daran festmachen wollten. Schade. Für uns war es das mit dem Tauchen gewesen und wir lehnten dankend ab, als uns die arme Angestellte von Elvis am nächsten Tag für einen weiteren Tauchgang überreden sollte.

In unserem Hotel machten wir eine viel nettere Begegnung mit zwei Schweizern. Ein pensioniertes Paar aus Ebikon. Seit sieben Monaten haben wir wiedermal eine Konversation auf Schweizerdeutsch geführt. Natürlich reden Roger und ich miteinander immer noch so wie uns der Schnabel gewachsen ist. Aber es war ganz schön komisch mit „Fremden“ so zu reden. Die zwei Luzerner waren schon beinahe in jedem Land dieser Welt. Zwei wandelnde Reiseführer. Wir hörten ihnen während dem Frühstück sehr gerne zu und bekamen Lust, noch viele weitere Länder zu entdecken. Die zwei sind der Beweis dafür, dass Reisen den eigenen Horizont erweitert und den Geist jung hält. Also liebe Leute, verlässt eure Nester und erkundet die Welt und lasst euch von anderen Kulturen inspirieren.

Die Insel Sulawesi mit den unverfälscht freundlichen Leuten und dem ausbleibenden Massentourismus hat uns sehr gut gefallen. Gerne würden wir noch länger hier bleiben. Doch unser Visum läuft nach 30 Tagen ab. Deshalb erkunden auch wir noch ein weiteres Land und fliegen von Makassar direkt nach Kuala Lumpur.

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