Xining: Das Tor zu Tibet
- Nadia
- 3. Sept. 2016
- 3 Min. Lesezeit
Die Zugfahrt von Peking nach Lhasa dauert rund 45 Stunden. Das wäre schon etwas sehr lange, weshalb wir in Xining einen dreitägigen Zwischenstopp einlegten. Die Stadt liegt auf 2200 Meter über Meer, so konnten wir uns zugleich langsam an die Höhenluft gewöhnen.
Wir entdeckten das Greenhouse Coffee, wo es angeblich guten Kaffee und leckeres Frühstück geben muss. Was gibt es schöneres, als den Tag gemütlich mit einem Capuccino zu beginnen? Aber kaum setzten wir nach der ersten Nacht einen Fuss in die Lobby des Hotels, war es aus mit der Gemütlichkeit. Ein nette, aber sehr verlegener Angestellter hielt uns auf und erklärte uns, wir müssten das Hotel unverzüglich verlassen, die Polizei sei da gewesen. Sein Englisch reichte nicht aus, um uns eine detaillierte Erklärung zu geben. Anstatt ins Kaffee gingen wir zurück ins Zimmer, um unser Hab und Gut zusammenzupacken. Das erste mal im Leben wurden wir aus einem Hotel geworfen. Okay, wir hatten das Zimmer noch nicht bezahlt, weil wir bei der Ankunft zuwenig Bargeld dabei hatten und das Hotel keine Nicht-China-Kreditkarten akzeptiert. Aber ob das der Grund sein mag? Gemeinsam mit einem weiteren Gast führte uns der Hotelangestellte in ein anderes Hotel. Es beruhigte, dass mindestens noch eine anderer Herr die Unterkunft verlassen musste. Dieser erklärte uns auch, dass das Hotel eine Woche schliessen muss, um eine Totalreinigung durchzuführen, man hätte irgendwelche Ungeziefer gefunden. Schade, uns hätte das grosse und gemütliche Zimmer eigentlich gut gefallen und Insekten haben wir weder gespürt noch gesehen. Vielleicht sind wir auch schon abgehärtet…
Das angesteuerte Hotel nahm keine ausländische Touristen auf, also mussten wir uns mit einer wesentlich schäbigeren Absteige begnügen. Der Marathon durch die Stadt mit dem Rücksack machten uns sehr hungrig (hatten ja auch kein Frühstück). Deshalb liessen wir den Kaffee aus und gingen direkt in ein Nudel-Restaurant. Die handgemachten „Spaghetti“ mit Hackfleisch, Karotten und viel Chili schmeckten lecker. In Xining steht auf jedem Tisch entweder gepresster Knoblauch oder die ganze Knolle - dementsprechend auch die Ausdünstung der Leute. Zum Abendessen gab es Hot Pot. Zu vergleichen mit dem bei uns bekannten Fondue Chinoise - einfach mit einem Chili-Pfeffer-Sud anstatt Bouillon. Die Restaurants haben dafür auch eine ganz praktische Einrichtung. Ein Loch in der Tischplatte, darunter ein Rechaud und ein Topf darauf um die Köstlichkeiten darin zu tunken. Fleisch, Fisch, Gemüse aller Art konnte man an Spiessen aus einer Vitrine holen. Bezahlen musste man dann die Anzahl Holzspiesse.
Auf den Strassen Xinings herrscht ein regelrechter Völkermix. Nebst den verschleierten Frauen sieht man in Xining auch viele buddhistische Mönche und tibetische Gesichter mit den herzigen roten Backen. Die typischen Han-Chinesen sind weniger vertreten. Dementsprechend ist es in den Restaurants und auf den Strassen ruhiger und auch das Rumgespucke ist nicht mehr zu hören und zu sehen.
Als Vorbereitung auf Tibet war der Besuch im tibetischen Medizin Museum optimal. Es war es sehr interessant zu sehen, mit welchen Instrumenten die Tibeter bereits vor tausend Jahren Operationen durchführten und was für natürliche Heilmittel gegen welche Leiden wirken. Auf farbigen Tüchern, welche für die Lehre gebraucht wurden, entdeckte man viel Interessantes am und im menschlichen Körper. Die Nähe zu Tibet widerspiegelt sich auch in den buddhistischen Tempeln. Wir besuchten den Nanchan-Tempel am Fusse eines Hügels, von wo man eine schöne Aussicht über die Stadt hat. Überall wehten farbige Gebetsfahnen zwischen den Buddhas und es roch in jedem der vielen Winkeln nach Räucherstäbchen. Die Neugier wurde geweckt und wir freuen uns sehr auf Tibet.
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