Hongkong: Die westlich geprägte Enklave Chinas
- Roger
- 2. Aug. 2016
- 5 Min. Lesezeit
Der Taifun Nida war gerade in Hong Kong und liess uns 12 Stunden in Auckland warten. Er war aber glücklicherweise nicht so schlimm, wie erwartet und knickte nur einige Bäume um. Einen Tag später sind wir sicher in der Sonderverwaltungszone Chinas gelandet. Die Air Newzealand überrascht immer wieder mit neuen Raffinessen und super tollem Service. Ob mit originellem Safety-Videoclip, Cüpli zum Frühstück oder sehr grosszügigem Weinausschank, da wird Fliegen echt zum angenehmen Erlebnis. Der neuste Hit, den wir auf dem Flug nach Hongkong geniessen durften: Die Sitze in den Dreierreihen am Fenster kann man zu einem Bett bzw. Sofa umfunktionieren. Wer braucht da noch Firstclass? Tolle Sache und unser Glück war, dass der halbe Flieger leer war und wir die ganze Sitzreihe für uns hatten. Die 11 Stunden vergingen wortwörtlich wie im Fluge.
Die Einreise in Hong Kong erfolgte problemlos. Die Grossstadt erlaubt Bürgern aus der Schweiz einen Aufenthalt von bis zu 90 Tage ohne Visum. Die Einreise nach China ist leider nicht so einfach und wir brauchen ein Visum. Deshalb stürzten wir uns gleich am Flughafen an einen der zahlreichen Schalter für das China-Visum. Wie wir schon auf verschiedenen Blogs gelesen haben, ist es seit Ende 2015 schwieriger, ein Visum für mehr als 30 Tage zu erhalten. 60 Tage am Stück gibt es nicht mehr, weshalb wir zweimal 30 Tage beantragten - nach einem Monat müssen wir das Land kurz verlassen. Das heisst auch, wir mussten unsere ganze Reiseplanung nochmals ändern und den Flug für die Ausreise von Shanghai haben wir auch vergebens gekauft, weil wir nun früher als geplant nach Singapur weiterfliegen müssen. Den Pass und einige Hong Kong Doller gaben wir aus unseren Händen mit der Hoffnung, das wir den Pass mit dem Visum drin m Freitag auf dem Büro abholen können.
Mittels Taxi fuhren wir via Tunnel unter der Bucht durch zur Hong Kong Island. Der Fahrer brauchte eine Weile, bis er unser Hotel fand. Er hörte fast nicht mehr auf, sich zu entschuldigen, weil er ein paar extra Schlaufen fuhr.
In der Nähe von unserer Unterkunft befindet sich das Viertel Soho mit den hübschen internationalen Restaurants und Bars. Den ersten Abend verbrachten wir da und tranken teure Biere und naschten leckere Dim Sum (die chinesische Version von Tapas), das zweite Nachtessen gab es in einem Spanischen Lokal. Obwohl die hochstehenden internationalen Restaurants in der zweitteuersten Stadt der Welt (gleichauf mit Zürich) sehr leckere Gerichte anboten, bleiben wir denen in Zukunft unserem Budget zu liebe fern und ernähren uns hauptsächlich von den leckeren und sehr günstigen chinesischen Nudeln, Suppen und Dim Sum.
Gleich am ersten Morgen wollten wir in einem Reisebüro ein Zugticket für die Weiterreise nach Guilin kaufen. Die drei Super-Schnellzüge sind bereits für zwei Wochen ausgebucht. In China gibt es wohl einfach zu viele Menschen. Wir konnten uns aber noch ein Ticket im Nachtzug ergattern. Die nächsten zwei Monate wird es wohl nichts mit spontanem Reisen. Wir nahmen uns deshalb die Zeit, um alle Hotels und Transportmittel bis auf die letzten zwei Wochen zu buchen. Wenn das nur gut kommt.
Apropos viele Menschen. 7 Millionen Einwohner hat Hong Kong und liegt auf Platz 4 mit der Bevölkerungsdichte. Das ist der Grund, warum die Stadt in die Höhe wächst. Im Moment stehen hier die meisten Wolkenkratzer der Welt. Der ICC-Tower mit seinen 484 Meter ist der grösste in Hong Kong und liegt auf dem 7. Platz in der Weltrangliste. Auch in der Nacht ist er ein Hingucker, da er pünktlich um 21:00 eine Lichtshow präsentiert. Der Victoria Peak oder auf Chinesisch Tai Pin Shān (der Berg des grossen Friedens) überragt mit seinen 552 Meter alle Wolkenkratzer. Man erreicht ihn am besten mit der Schweizer Bergbahn (Von Roll). Bei bis zu 50 Prozent Steigung muss man sich hinsetzen oder sehr gut festhalten. Man könnte auch hoch laufen, aber bei 34 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 95% schwitzt man schon beim Anstehen am Ticketschalter. Da heisst es viel trinken. Aber das ist gar kein Problem in dieser Metropolit dem angeblich sichersten Trinkwasser, solange die Leitungen in Ordnung sind. Oben auf dem Peak hat man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt. Das Unterfangen sollte man nicht am Wochenende in Angriff nehmen, ausser man steht gern mehrere Stunden in der Schlange. Wir mussten um 9 Uhr etwa eine halbe Stunde anstehen, als wir um 12 Uhr runterkamen war die Wartezeit bereits über 1.5 Stunden.
Gleich um die Ecke der Talstation liegt der Hong Kong Park, der mit Teichen und Brunnen etwas Frische versprüht. In den Biotopen sonnen sich die Rotwangen-Schildkröten und schauen den Kois beim Schwimmen zu. In den Bäumen krächzen die Gelbwangen-Kakadu um die Wette. Wie im Dschungel es fehlten nur die Schlangen. Angeblich gibt es in Hong Hong 16 verschiedene Schleicher, acht davon sind giftig. Wohl besser, haben wir keine gesehen.
Bei schlechtem Wetter ist der Central Mid-Level Elevator ein lustiges Vergnügen. Das sind 20 hintereinander folgende Rolltreppen und 3 Förderbänder, die zusammen eine Gesamtlänge von 800 Meter Länge messen. Das Konstrukt zählt zu den längsten Rolltreppensystem der Welt. Man überwindet so bequem 135 Höhenmeter und kann die trendigen Läden, Restaurant und Bars sowie Marktstände in Soho begutachten. Leider fährt sie nur bergaufwärts, der Rückweg darf man dann zu Fuss gehen. Unser Lieblingsfortbewegungsmittel war aber das „Ding Ding“, ein schmales zweistöckiges Tram, das mit Sicherheit aus der Schiene fällt, wenn man zu schnell in die Kurve fährt. Für 2.30 HKD (40 Rappen) kann man solange rumfahren, wie man will. Eine gute Möglichkeit, die Stadt zu erkunden. Ebenso praktisch und günstig sind die Fähren. Sie steuern etliche Inseln und Buchten in der Umgebung an. Am meisten Leute befördert die Star Ferry zwischen dem Stadtteil auf der Insel und dem Stadtteil auf dem Festland. Diese Tour über den Victoria Harbour eignet sich auch ausgezeichnet als günstige Sightseeing-Variante. Unten durch geht die schnelle Metro, womit wir am Freitag nach Mong Kok auf dem Festland fuhren, um unser Visum abzuholen. Hier leben die meisten Menschen pro Quadratkilometer. In der Menschenmenge wird es einem beinahe schwindlig. Im Visa-Büro angekommen, hiess es, unsere Pässe seien nicht da. Nach dem ersten Schock, beruhigte uns die Dame am Schalter. In diesem Wirrwarr gingen wir prompt in die falsche Filiale des China Travel Services. Durch den Ladiesmarket (lauter Krimskrams für Frauen) watschelten wir zurück. Unser Visum lag da bereit. Wir sind keine Sanspapier mehr und das Abenteuer in China kann beginnen. Zur Freude gönnten wir uns einen superfeinen Trink in der höchstgelegenen Bar. Die Ozone Bar befindet sich im obersten Stock im Ritz Carlton Hotel. Da hat man eine tolle Aussicht über die Stadt.
Hong Kong ist eine atemberaubende uns sehr westlich geprägte Stadt, die alles bietet. Man kann durch Strassen mit Edelläden aber auch durch einfach Gassen mit Strassenhändler spazieren. Sie bietet ruhige gemütliche Ecken aber auch impulsive und hektische Viertel. Auch die Mischung durch die verschiedenen Nationalitäten ist eine Bereicherung für diese City. Uns hat es super gefallen.
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