Rund um die Südinsel: Gletscher, Pinguine und Fjorde
- Nadia
- 21. Juli 2016
- 9 Min. Lesezeit
Warm eingepackt wagten wir die Reise vom „Mainland“, wie die Kiwis die Nordinsel nennen, nach Christchurch im Süden. Eigentlich wollten wir auf der Südinsel auf die Piste. Aber Frau Holle schläft noch und man fährt rund um Queenstown auf Kunstschnee, wenn überhaupt. Wir mussten uns anderweitig orientieren und mieteten uns ein Auto. Unser Roadtrip rund um die Südinsel Tag für Tag:
Tag 1: Die erste Nacht verbrachten wir in Akaroa. Bonjour. Ein herziges Dorf mit Bistros und französischen Strassennamen, da früher Walfänger aus Frankreich die Halbinsel besiedelten. Wir genossen ein feines, winterliches Nachtessen (Reh mit Rotkraut) mit einer Flasche Wein aus dem Nachbardorf. Der neuseeländische Weisswein schmeckt übrigens sehr gut. Aber für einen guten Rotwein bekommen die Trauben wohl etwas wenig Sonne, die sind nämlich ziemlich sauer.
Tag 2: Auch wir bekamen in den letzten Tagen etwas wenig Sonne. In Akaroa regnet es in Strömen. In Dunedin soll es schöner sein, meinte der Wetterbericht. Also los. In Omaru legten wir einen Stopp ein, um die dort lebende Pinguin-Kolonie zu besuchen. Weit draussen auf einem Steg, waren viele Vögel zu sehen. Aber ob es die Pinguine waren, wissen wir bis heute nicht. Aber wir freuten uns, dass wir unsere Freunde, die Seelöwen, wieder trafen.
Doch Omaru bietet mehr als Pinguine und Seelöwen. Wir entdeckten per Zufall ein cooles Viertel mit viel Kunsthandwerk, Whiskybrauerei und stylischen Läden. Bei einem holländischen Bäcker kauften wir warme Pies und ein Lebkuchengebäck. Der Holländer warnte uns noch vor der Weiterfahrt: „Be careful, there are a lot of chinese people on the road“. Nebst dem Aquaplaning oder vereister Fahrbahn müssen wir uns nun auch noch vor den Chinesen in Acht nehmen. Oh my gosh!
In Dunedin bezogen wir das Zimmer in einem B & B mit einer sehr suspekten Vermieterin - wir nannten sie den Hausgeist. Dreimal erklärte sie uns, wie wir die Tür richtig abschliessen, wenn wir rausgehen. Was ist denn in dieser Stadt so gefährlich?
Wir haben es nicht herausgefunden. Aber es hat uns sehr gefallen in der City. Die Studentenstadt beheimatet viele Bars. Am warmen Kamin tranken wir ein Glas Wein zum Apéro, bevor wir beim Italiener "Etrusco" feine Pasta verzehrten. Der koloniale Raum des Ristorante mit den hohen Räumen, Stuckaturen, Kronleuchtern und dem Cheminée war eine Augenweide. Auf den Strassen Dunedins mit den gothischen Kirchen und den vielen Pubs fühlt man sich aber eher nach Schottland als nach Italien versetzt. Auf dem Heimweg zog es uns für einen Schlummi in eine Kneipe mit cooler Livemusik und kuriosen Stammgästen in Gummistiefeln. Hätte gerade so gut eine Spelunke im Muotathal sein können.
Tag 3: Morgens um 9 Uhr waren die Strassen Dunedins noch weiss vor Frost. Wir machten einen Abstecher zur steilsten Strasse der Welt. Ein gutes Morgentraining, diese Baldwin Street mit einer Steigung von 35 Prozent. Am berühmten Otago-Farmers-Market gab es für mich ein veganes Maori-Frühstück und für Roger ein Mince-Pie. Dazu ein Kaffee mit Sojamilch. Roger musste sich beinahe übergeben und auch ich muss sagen, diese Sojamilch schmeckt auch mir immer noch nicht. Der Hirschsalami und der Käse vom Stand neben an und auch der Brownie mit Himbeeren war um einiges leckerer.
Unsere „Piknik-Tasche“ war gefüllt und weiter ging es zum heutigen Tagesziel Te Anau, der Ausgangspunkt zum "Fiordland". Am Abend vor dem Eindunkeln machten wir da noch eine Bootstour quer über den tiefsten See (Lake Te Anau = Höhle des wirbelnden Wassers) Neuseelands zu den Glühwurm-Höhle. Nach einem kurzen Spaziergang über einen Steg in der Höhle, setzten wir uns in ein Boot. Da wurde es stockdunkel. Sprechen und Kameras waren verboten. Umso eindrücklicher war der funkelnde Glühwurm-Himmel über dem Wasserkanal in der Höhle.
Tag 4: Heute hat unser Mietauto mal Pause. Wir wollen zu den Milford Sounds (ob es nun Fjorde sind oder einfach Täler, darüber streiten sich die Einheimischen). Die Strassen dahin sind bei diesen Temperaturen stark vereist, weshalb wir eine Tour inkl. Bootsfahrt im Fjord buchten. Das war eine gute Entscheidung. Bereits wenige Kilometer nach Te Anau lag ein Mietfahrzeug bei einer eisigen Passage im Graben unten und musste mit einem Kran geborgen werden. Zudem waren wir nur zu dritt im Mini-Car und Terry, unser Guide, wusste bei jedem der 19 Stopps von Te Anau bis Milford sehr viel Wissenswertes zu erzählen.
Die Berge waren schön, aber wir haben in der Schweiz die schöneren. Weshalb wir auch nicht jeden Gipfel aus allen Perspektiven fotografierten, wie die andern Touristen es taten. Für uns waren die Geschichten über die Probleme mit den eingeführten Spetzien und die Pflanzenkunde vom Guide interessanter. Die Tierwelt ist auf diesen zwei Inseln sehr umspektakulär, aber speziell. Ursprünglich gab es hier nur Vögel und die Säugetiere im Meer. Aber die englischen Einwanderer brachten als Nahrung Hühner, Schweine, Kühe und SCHAFE hierher. Als Zeitvertrieb knallen sie gerne Tiere in der Wildnis ab und importieren deshalb auch Hirsche und Hasen. Die Hasen vermehren sich bekanntlich sehr schnell und weil sie hier keine Feinde hatten noch schneller. Zur Bekämpfung des Hasenüberflusses importiere man eine Art Wiesel. Nur frassen die nicht wie gehofft die Hasen, sondern die Eier der Vögel. Auch die Wiesel vermehrten sich schnell und die Neuseeländer hatten das Problem, dass die Vögel vom Aussterben bedroht sind, weil die vielen Wiesel und Opossum die Eier fressen. Die ersten Opossums führten übrigens die Aussies ein. Nun gibt es hier über 70 Millionen dieser herzigenTiere. Zwanzig mal so viele wie Menschen. Man hasst sie. Deshalb hört man oft den Spruch: „Nur ein totes Opossum, ist ein gutes Opossum“.
Es gibt hier zudem die Stinkpflanze, die riecht wie ein ganz übler Furz. Auch die heimischen Kea-Papageie waren ganz lustig zum Beobachten. Die picken nämlich den Gummi rund um die Autoscheiben weg und attackierten auch gerne die Gummisohlen der Schuhe.
Auf der Bootsfahrt im Milford Sound profitierten wir wieder mal von der Nebensaison. Wir waren nicht mehr als 20 Gäste an Bord und konnten uns richtig breit machen. Mit einem warmen Tee auf dem Sofa war es um einiges gemütlicher als auf dem Aussendeck. Der Kapitän macht sich ein Spass daraus, mit dem Boot so nahe zu den Wasserfällen zu fahren, dass die Passagiere eine ordentlich kalte Dusche abbekamen. Im Sommer mag das vielleicht lustig sein, aber bei diesen Temperaturen …brrrr…
Tag 5: Auf dem Weg nach Wanaka machten wir in Queenstown einen Zwischenhalt. Hierher kommen die Neuseeländer, um Ski zu fahren und Party zu machen. Leider fehlte noch immer der Schnee, so das die meisten Pisten gar nicht geöffnet waren. Trotzdem wollte uns der Typ von der Touristeninfo überreden, einen Tag Ski zu fahren. Aber die Skimiete und ein Tagespass hätte uns 200 Franken gekostet. Zuviel für einen Tag auf dem Kunstschnee. Wir sparen uns das Geld lieber für ein paar Tageskarten zuhause. Nach einem gemütlichen Spaziergang und einem Mittagessen mit Blick auf den schönen See ging es auch schon weiter nach Wanaka.
Ein heimeliges Zimmer mit Holzwänden und Gemeinschaftsküche diente für eine Nacht als Unterschlupf. Wie früher im Skilager. Nach einem kurzen Spaziergang am See kehrten wir leicht unterkühlt zurück. Grund genug, den Aussenwhirlpool vom Hotel zu testen. Es war so schön warm im Wasser, dass man gar nicht mehr raus wollte. Baden gibt bekanntlich Hunger und wir hatten (einmal mehr) Lust auf Pizza. Der Italiener war sehr gut besucht, und wir mussten bis um 21 Uhr auf einen Tisch waren. Die Wartezeit überbrückten wir mit Glühwein, wie man das im Winter halt so macht.
Tag 6 und 7: Heute stand die Gletscherroute auf dem Programm. Franz Josef (ja, das Dorf und der Gletscher heissen tatsächlich so) war das Ziel. Auf dem Weg dahin entdecken wir per Zufall die Blue Pools. Nach 20 Minuten Waldspaziergang erreichte man ein Fluss, dessen Gletscherwasser tatsächlich tiefblau war. Vor der Ankunft machten wir einen kleinen Abstecher zum Fox Gletscher. Wir sahen ihn nur aus der Distanz, was aber nicht weiter störte, da wir am nächsten Tag mit dem Helikopter auf den Franz-Josef-Gletscher fliegen wollen, um da eine Gletscherwanderung zu machen.
Leider, leider meinte es der Wetterprophet nicht so gut mit uns und er schenkte uns Regen, Regen und falls es nicht regnete, dann stürmte es. Die Gletschertour konnten wir uns an Bein streichen. Aber für das Schlechtwetterprogramm stand noch Thermalbad zur Option. Als wir vor dem Schalter standen, wurden wir wieder nach Hause geschickt. Das Bad ist geschlossen, wegen dem Sturm. Die Gefahr von umstürztenden Bäumen sei zu gross. Der Regen war auch der Auslöser weshalb wir für morgen zur Ostküste fahren.
Tag 8 und 9: Kurz vor der Abfahrt, hat uns die Dame an der Rezeption erklärt, dass der Arthur Pass noch offen ist, aber der Schneefall nähme zu und man solle vorsichtig fahren. Ein bisschen nervös (wir wissen nicht, ob unser Mietwagen Winterpneus hat), fuhren wir bei starken Regen los. Auf dem Pass gab es trotz leichtem Schneegestöber keine Probleme. Drei Stunden später wäre Schneeketten-Pflicht gewesen. Glück gehabt. Und das Beste: Hier im Osten drückt auch schon die Sonne durch. Als wäre man über den Gotthardpass in den Süden gefahren. Es zog uns nochmals nach Akaroa, wo wir den Rundtrip begannen. Das Dorf mit seinem französischen Charme wollen wir unbedingt noch bei etwas schönerem Wetter erleben. Als wir das Boutique Hotel bezogen haben, konnten wir dann nur noch ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen ergattern. Das die Sonne bereits um 5 Uhr unterging, war uns aber für einmal ziemlich schnuppe, da ein Cheminée in unsere Hütte stand und die Sprudelwanne war auch schon bereit.
Nach einer wunderschönen Morgenstimmung mit kitschig rosarotem Himmel fuhren wir zur nahegelegenen Flea Bay, wo es angeblich Pinguine, Seelöwen und Delphine zu beobachten gibt. Wir parkten das Auto auf dem Hügel, da die Weiterfahrt nur Fahrzeugen mit 4 WD erlaubt ist. Durch den Nebel wanderten wir die Steile Kiesstrasse 800 Höhenmeter zum Meer hinunter. Unten angekommen, hat sich der Nebel verzogen und wir durften ein Nachmittag mit stahlblauem Himmel und Sonne geniessen. Was für eine Wohltat. Während dem Picknick sah ich ständig Tiere im Wasser. Roger fehlte die Fantasie, er sah leider nur Schwemmholz treiben. Der steile Rückweg ging in die Beine. Auch das heisse Bad beugte dem Muskelkater nicht vor, aua!
Tag 10 und 11: Auf nach Kaikoura zum Whalewatching. Akaroa und Kaikoura liegen relativ nahe beieinander, was uns veranlasste den Touristen-Drive zunehmen. Diese Routen für die Touris sind in Neuseeland übrigens (bei schönem Wetter!!) allgemein sehr zu empfehlen. Meistens sind sie länger und kurviger, aber sie führen durch wunderschöne Landschaften mit vielen Aussichtspunkten. Aber nun wollen wir endlich mal wieder etwas Spannendes sehen und das Adrenalin spüren. Deshalb haben wir bereits im Voraus eine Tour zu den Walen gebucht. Angekommen in Kaikoura spazierten wir ins Dorf. In einem kleinen Park viel uns auf, dass es hier wirklich Wale geben muss. Rippen von den grossen Säugetiere waren da nämlich als „Torbogen“ aufgestellt. Voller Vorfreude fuhren wir zum Waltour-Anbieter und meldeten uns an. Wir sollten uns einen Augenblick gedulden, bis der Kapitän das Okay gibt, dass die Tour stattfinden. Die laufende Tour sei anscheinend voll mit seekranken Touristen. Wir hätten uns auf das Schaukelabenteuer gefreut, aber ohne kotzende Mitfahrer. Nach 10 Minuten wurde die Tour abgesagt - zu hohe Wellen. Pech gehabt.
Also beschlossen wir, dem Meer entlang in Richtung Norden zu fahren. Dort gibt es einen Fluss im Wald, wo die jungen Seelöwen hin gehen, um schwimmen zu lernen und mit Kollegen herumzutollen. Nach zwei Tagen gehen die Robben wieder runter zur Mutter ans Meer, weil der Hunger sie dazu drängt. Ganz herzig, dieses Schauspiel.
Tag 12 und 13: Bevor wir die Südinsel mit der Fähre verlassen, verbrachten wir zwei Tage bei den Marlborough Sounds in Picton. Die eine Fähre nach Wellington auf der Nordinsel war gerade eingestellt, weil am Morgen aufgrund der hohen Wellen ein Laster über Bord viel. Ein Angestellter im Hotel meinte, das Meer sei so wild, dass die Gäste, die mit der Fähre ankommen, beim Einchecken grün im Gesicht seien. Das Wetter spielt verrückt.
Wir haben zum Glück schon gestern den Entschluss gefasst, dass wir definitiv nochmals in die Südsee wollen. Ersten weil es uns in Neuseeland langsam aber sicher zu langweilig wird und zweitens weil wir wohl lange nicht mehr so nahe an den paradiesischen Inseln sein werden. Hinzu kommt, dass wir die letzten 10 Tage in einem Camper-Van verbringen wollten. Aber dafür ist es definitiv zu kalt. Im Reisebüro sagte man uns, dass es keine Last-Minute-Flüge gäbe, weil da gerade Hochsaison sei. Wir liessen uns nicht von unserer Idee abbringen und nach stundenlangen Recherchen fanden wir einen zahlbaren Flug und Hotels. Es geht nach Samoa. Trotz der Vorfreude wollen wir die zwei letzten Tage noch geniessen. Von Picton aus machten wir eine Wanderung entlang der Küste mit schönem Blick auf den Pfad der mehrtätigen Wanderung "Queen Charlotte Track".
Tag 14: Da die Fähre ja bekanntlich wegen zu rauer See ab und zu im Hafen bleiben muss, wollen wir auf Nummer sicher gehen. Wir buchten den Flug direkt von dem nahegelegenen Nelson über Auckland nach Apia auf Samoa. Auch unser Auto konnten wir ganz unkompliziert einen Tag länger behalten und es dort am Flughafen abgeben.
Unsere Route auf der Südinsel im Überblick:

Tag 15: Morgens um 6 Uhr waren wir bereits am Flughafen in Nelson. Sicherheitscheck gibt es keinen und man läuft direkt von der Wartehalle zum Flugzeug. Eine kleine Propellermaschine fliegt uns nach Auckland. Leider war es draussen noch dunkel. Aber im Mondlicht konnte man erkennen, dass der Flug über die Marlborough Sounds bei Tageslicht ein Highlight sein muss und günstiger als jeder Rundflug. Dass wir danach 8 Stunden am Flughafen von Auckland rumhängen mussten, war halb so schlimm. Denn wir wussten: Noch heute Abend erreichen wir Samoa und bereits morgen planschen wir im warmen Meer.
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