Whangarei: Schuften auf der Avocadofarm
- Roger
- 27. Juni 2016
- 3 Min. Lesezeit
Zum zweiten mal auf unserer Reise arbeiten wir als Workawayer. So gehen die kalten Tage schneller vorbei und wir können im teuren Neuseeland etwas Geld sparen. Wir verbringen die nächsten zwei Wochen auf einer Avocadofarm. Was uns erwartet, wissen wir nicht so genau. In der Ausschreibung hiess es nur, auf dem grossen Grundstück gäbe es immer etwas zu tun. Wir lassen und überraschen. Nicola, Bruce und die Tochter Poppy (ja, die heisst wirklich so) nahmen uns in Empfang. Eine herzliche Familie, die vor knapp zwei Jahren ein grosses Anwesen mit vielen Avocado-Bäumen erworben hat. Nun brauchen sie überall Hilfe. Wir leisten 4 bis 5 Stunden Arbeit für gratis Unterkunft und Verpflegung. Ein Häuschen mit eigener Küche, Bad und Schlafzimmer (ohne Heizung!) stand uns zur Verfügung. Zwei Franzosen - ein Förster/Tauchlehrer und ein hochnäsiger „Alleskönner“ - waren auch im Haus untergebracht. Zum Abendessen wechselten wir uns gegenseitig ab mit Kochen. Ausser der „Spezielle“, der konnte wohl zu Gut kochen und wollte unsere Banausen-Gaumen nicht strapazieren. Uns tat sein Landsmann leid, der nach einem super Dinner mit speziellen Speisen aus französisch Polynesien nur Kritik von ihm ernten musste. Aber ob er es wirklich noch besser könnte, haben wir nie erfahren. Nachdem er dann Nadia auch noch belehren wollte, wie man Guacamole macht (obwohl er noch nie mexikanisch gegessen hat), stand der Haussegen schief bzw. es wurden einfach nur noch die nötigsten Worte mit dem Alleswisser gewechselt. Mit dem scheuen aber netten Florian war es auch schwierig, ein normales Gespräch zu führen, denn er konnte beinahe kein Englisch und auf Französisch kann ich nicht mehr als "Trou du Cul". So herrschte eine ziemliche komische Stimmung, die wir nicht wirklich vermissen.
Wir hatten vor allem körperliche Arbeit zu verrichten, was Nadia schnell mal zu blöde war. Ihre Arbeitsmoral liess zu wünschen übrig. Ein kurzes Arbeitstagebuch: Die Arbeit vom Montag bestand darin, der geschnittene Bambus zu verbrennen. Immerhin mussten wir so nicht frieren und das sprengen der Hohlräume der Bambusstämme gab dem ganzen eine Silvesterstimmung. Am nächsten Tag installierten wir Lampen mit Bewegungsmelder bei der Garageneinfahrt. Mit meinem fleissigem „Stift“ verlegte ich frische Kabel und montierte zwei neue Lampen. Für Nadia war es ein Spektakel, als am Schluss alles leuchtete, nachdem sie den Schalter betätigte. Der Mittwoch war der schlimmste Tag. Regnerisch und somit wurden wir beauftragt, die Fenster im ganzen Haus unserer Gastgeber zu putzen. Das waren nicht wenige. Die grösste Schwierigkeit war, einen Weg durch das Puff im und um das Haus zu finden, um an das Glas ran zu kommen. Das Beste war: Wir hatten Internetempfang. Am Donnerstag war dann Gartenarbeit angesagt. Wir haben Bäume gestutzt und Wurzeln ausgegraben und Äste verbrannt. Von Freitag bis Sonntag hatten wir ein verlängertes Wochenende und wir machten einen Trip in den Norden mit dem Ziel Cape Reinga (siehe nächster Beitrag). Am Montag war dann Feuerholz stapeln angesagt. Am Dienstag musste Nadia Gift auf das Moos auf den Böden rund um das Grundstück sprühen und ich wartete die Klima/Heizgeräte. Der Mittwoch war unser letzte und anstrengendste Tag. Wir verteilten Holzsplitter mit der Schubkarren um die Avocadobäume. So verbrachten wir die Zeit, bis zum Mittagessen.
Wir wohnten ziemlich weg vom Schuss. Nach dem Mittag zog es uns ab und zu in die 20 Minuten entfernte Stadt. Weil hier der Winter naht und die Temperaturen immer mehr sinken, haben wir nicht wirklich genügend warme Kleider dabei. Wir deckten uns mit warmen Socken und Thermo-Leibchen ein. Nadia kaufte in einem Secondhandshop eine braune Pelzjacke. Die wäre perfekt, um als Bär an die Fasnacht zu gehen - nur wird sie es wohl nie nach Hause schaffen, weil sie viel zu schwer und zu gross fürs Gepäck ist. Aber es war ja für einen guten Zweck der Heilsarmee...
Zudem packten wir an einem schönen Nachmittag die Chance, die Küsten rund um Whanarei zu erkunden. Wir machten einen Ausflug zur Tutukaka Coast und wanderten da der Küste entlang vorbei an saftig grünen Weiden und einsamen Buchten. Ein ganz schöner Flecken unserer Erde. Wir stellten uns immer wieder vor, wie schön es da im Sommer sein muss, wenn man ins glasklare Meer hüpfen kann. Im Winter haben wir dafür den Vorteil, die Einsamkeit im Dschungel und in den Buchten geniessen zu können.
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