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Las Vegas: Verrückte Stadt in der Wüste

  • Roger
  • 1. Juni 2016
  • 5 Min. Lesezeit

Wenn man schon in der Nähe ist, dann ist Las Vegas ein Muss. Ob es einem gefällt, ist Geschmacksache, aber eindrücklich ist es bestimmt. Jeder Spielsüchtige sollte besser fern bleiben. Den die haben da kein Skrupel, dich auszusaugen. Das Kreditinstitut befindet sich im oder dann gleich neben dem Casino und auch das riesige Pfändungsgebäude ist nicht weit von den Casinos entfernt. Eine Uhr und Tageslicht sucht man auch vergebens, damit der Spieler ja nicht weiss, wie lange er schon am spielen ist bzw. wie schnell die Zeit vergeht (das wiederum kann aber auch ein Vorteil sein: Sorry Schatz, aber die haben nirgend eine Uhr). Damit die Hemmschwelle sinkt, kann man in jedem Casino - sei es im 5-Sterne-Haus oder in einem heruntergekommenen Schuppen - gratis Getränke bestellen, solange man am Spielen ist. Und auch wenn man die Casinos meiden will, es geht einfach nicht. Um von der Rezeption ins Zimmer zu kommen, mussten wir bereits durch die Spielhalle laufen.

Vielleicht war es das Heimweh nach Europa oder der makellose Geschmack der Italiener, der uns veranlasste, im Hotel Venezia einzuziehen. Ein Fünf-Sterne-Bunker mit lausigem Service. Unser Gepäck mussten wir selber auf unser Zimmer schleppen. Das Gebäude hingegen war eine Augenweide: verzierte Decken, einen Brunnen in der Lobby, in der Einkaufsmeile einen Wasserkanal mit singenden Gondolieres. Das Sicherheitspersonal ist wie die Carabinieris angezogen. Man fühlte sich wirklich nach Italien versetzt. Auf der Piazza genossen wir Pasta, Pizza und eine gute (aber sehr teure) Flasche Primitivo di Manduria. Seltsam und verrückt! All die Eindrücke und die vielen Leute machten uns nach 10 Tagen draussen in der ruhigen Natur ein wenig irr und wir brauchten Tageslicht. Als wir uns durch die Mengen der Gäste kämpften und ins Freie traten, erschlug uns fast die Hitze. 42° um 9 Uhr zwingen dich automatisch zurück in die klimatisierten Hotels. Egal, dachten wir uns, schliesslich kamen wir von Mexico und sind uns die Wärme gewohnt. Wir gingen trotzdem auf Entdeckungstour entlang dem Strip (der neue Teil der Stadt mit all en riesigen Hotels). Jedes Hotel ist riesig und lockt mit Attraktionen - der Weg dorthin führt natürlich bei den Kasinos vorbei. Das Mandala Bay beherbergt das grösste Aquarium der USA, im Luxor brachten früher Kamele die Gäste an die Rezeption. Im Golden Nuggets gibt es ein Haifisch-Becken, wo die Gäste auf einer Wasser-Rutschte durchrutschen. Im Paris steht ein nicht so kleiner Eifelturm. Im MGM hat es Löwen in einer Glasvitrine und das Bellagio und Mirage verzaubern die Leute mit einer Wasser- bzw. Feuer-Show. Auch ausserhalb der Hotels ist das Freizeitsangebot vielfältig. Für 300 Doller kann man in einem Sportwagen fünf Runden rasen oder mit einem grosskalibrigen Gewehr im Keller schiessen. Letzteres gibt es übrigens auch als Familien-Packet und ist auf Trip Advisor auf Platz 3 aller Attraktionen in Las Vegas. Diese Amis mit ihren komischen Bedürfnissen werden uns immer unsympathischer.

Da es wirklich zu heiss war, um mehrere Kilometer zu gehen, lösten wir ein Dreitagespass für den Hop-On-Hop-Off-Bus. Die Nachttour war da auch gleich inbegriffen. Der Guide erzählte auf den Touren sehr interessante Geschichten über Las Vegas oder über berühmte Besucher der sündigen Stadt, die ausgefallene Partys feierten oder andere Spezialwünsche hatten. Wir fuhren vorbei an all den kleinen Heiratskapellen, wo sich beispielsweise Elvis und Priscilla das JA-Wort gaben.

Auch halbfertige Riesengebäude stehen verlassen am Strassenrand, nachdem den Bauherren der Milliarden-Projekte das Geld ausgegangen ist.

Uns persönlich hat das „alte Vegas“ die Downtown mit der Freemont Street besser gefallen. Es ist nicht so herausgeputzt wie der moderne Strip, dafür bekommt man das Bier zu einem anständigen Preis und die Leute sind noch verrückter und die Lichtshows noch bunter. Das haben auch andere Leute entdeckt und die alten Casinos haben heute wieder mehr Zulauf. Mein Tipp: nehmt in Las Vegas Downtown ein Hotel und geht dann für einen Tagesausflug an den Strip. Ist authentischer, falls man das für überhaupt Las Vegas sagen kann. Es gibt hier wirklich nichts, was es nicht gibt. Man könnte sogar eine Fake-Heirat machen. Man bekommt Brautkleid, Anzug und Ringe, damit das Ganze möglichst authentisch wirkt. Ein Fotograf schiesst Erinnerungsbiulder, die man nach Hause schicken kann. Alles wie echt, einfach ohne Trauschein. Nach drei Margaritas fanden wir die Idee, die Leute zu Hause zu schocken, sehr witzig und waren uns sicher, dass wir diese „Heirat“ am nächsten Tag machen wollen. Am Morgen danach war alles nicht mehr so witzig. Mit einem kleinen Kater bei über 40 Grad in Kleid und Anzug zusteigen, war die reinste Horrorvorstellung. Obwohl, die Reaktionen von zuhause auf die Fotos nähmen mich jetzt noch wunder.

Für Leute, die mit einem Van in der Natur unterwegs waren und keine sauberen Kleider mehr zum anziehen haben, gibt es in der Nähe von Las Vegas Downtown einen weiteren Premium Outlet mit herrlich klimatisierten Geschäften. Wo man sich mit wenig Geld sehr gut einkleiden kann. Der Hopp-On-Hopp-Off Bus fährt da auch hin.

Herausgeputzt und neu eingekleidet wollten wir nun unser Glück probieren. Unsicher watschelten wir im Casino umher und schauten an den verschieden Tischen, was es zu tun gilt und wie hoch der minimale Einsatz ist. Nadia wagte sich ziemlich schnell an eine Black-Jack-Tisch. Danke der Hilfe der Kartengeberin und den anderen Glücksritter, spielte sie doch eine lange Weile mit, bis ihr gesamter Einsatz von 50 USD zur Bank wanderte. Ich fühlte mich sehr wohl in meiner Haut als Beobachter. Im nächsten Casino versuchten wir das Glück im Roulette. Ich wechselte 40 Doller in Chips und Nadia hatte noch 50 übrig. Nach gefühlten 10 Minuten war bei mir Schluss. Also sah ich meinem Schatz zu. Sie hatte eine Glücksphase und gewann fast in jeder Runde einen Stapel Chips. Das bemerkte auch der mitspielende Inder, der nun immer die gleichen Zahlen wie Nadia nahm. Als es ihm bewusst wurde, dass wir es merkten, wurde es ihm unangenehm. Danach hatte er zu jeder Zahl eine Geschichte: Geburtstag der Grossmutter, der Tochter oder was auch immer - aber es waren immer noch die gleichen Zahlen, wie auch Nadia wählte. Uns war es egal. Während des ganzen Spiels steckte mir Nadia immer wieder 25er-Chips in die Hosentasche, damit diese nicht wieder verspielt werden und wir was für die schlechten Tage haben. Wir spielten, um Spass zu haben. Nicht wie der Herr im roten T-Shirt, der 400 Doller auf Rot setzte und verdoppelte. Er rief dann dreimal laut der Name des Hotels und ging zum nächsten Tisch. Dort hörte man ihn auch ab und zu rufen, bis er dann wieder an unserem Tisch vorbeikam und das gleiche Prozedere wiederholte.

Wir blieben bei den kleinen Beträgen und spielten bis etwa 3 Uhr morgens, bis wir gut betrunken (all die Drinks waren umsonst!) und pleite waren. Bis auf die Chips die ich in den Hosentaschen zugesteckt bekam.

Mit diesem Ertrag leisteten wir uns ein bequemes, rasantes und luftiges Pferdchen für den Rückweg nach Los Angeles.

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