Popayan: Die streikende Stadt für Gourmets
- Nadia
- 2. Apr. 2016
- 3 Min. Lesezeit
Nach weiteren 6 Stunden Fahrt am nächsten Tag trafen wir in Popayan ein. Schnell erfuhren wir, dass wir in DER Gourmetstadt Kolumbiens gelandet sind. So zog ich meine neue Lederjacke an und wir machten uns auf den Weg zu einem schicken Peruaner. Doch Roger hat sich in der Adresse vertan und wir entfernten uns immer weiter vom Stadtzentrum. Da es uns da draussen plötzlich nicht mehr geheuer war und auch stark regnete (dafür ist mir meine Lederjacke zu schade), schnappten wir uns ein Taxi und kehrten zurück ins Zentrum. Wie es der Zufall wollte, war das erste Restaurant, dem wir vorbeikamen, ein Gourmettempel. An einem stinknormalen Mittwochabend (das ist das Schöne am Reisen) bestellten wir das Sechsgang-Menü und eine Flasche argentinischer Malbec. Es war ausgezeichnet und für nicht mal 60 Franken wieder mal ein Schnäppchen! Der Peruaner fanden wir am Tag darauf doch noch und auch da war das Essen super fein.
Tagsüber schlenderten wir gemütlich in der Stadt umher. Die vielen Cafés lieferten einen Vorgeschmack auf die uns bevorstehende Kaffee-Region. Von dort stammt sehr guter und viel exportierter Kaffee. Aber auch in Popayan kriegt man nur selten richtig guten, starken Kaffee. Die Kolumbianer lieben ihren „Tinto“, eine Brühe mehr Wasser als Kaffee. Naja, Geschmacksache. Bin gespannt, was die Kaffeebauern aus ihrer Ernte brauen.
In den Strassen rund um unser Hotel gab es mindestens 20 Friseure. Ein Zeichen, Roger will nämlich schon seit zwei Wochen seine Haare schneiden. Sehr schnell fand er ein Coiffeur, der ihm eine wirklich trendy Frisur machte. Oben (was da noch übrig ist) lang und unten kurz. So tragen alle Kolumbianer ihre Haarpracht. Leider weigert sich Roger, sich fotografieren zu lassen.
Popayan ist nicht nur für das leckere Essen sondern auch für die grossen Prozessionen in der Semana Santa (Karwoche) bekannt. Tausende Leute müssen da in der Stadt sein. In der Woche nach Ostern tragen dann noch die Kinder Jesus, Maria und andere Gestalten, begleitet von Trommeln und Xylophonen, durch die Stadt. Aber Popayan, mit den weissen Häusern ist auch ohne Prozessionen eine sehr fotogene Stadt.
Etwas Action in den Reisealltag brachten die Taxifahrer, als wir abreisen wollten. Die Popayaner lieben nicht nur Prozessionen sondern auch Proteste. Hauptsache sie können durch die Strassen marschieren. Nachdem wir ausgecheckt hatten, meinte der nette Hotelbesitzer, dass wir nirgendwohin fahren können, weil der ÖV inklusive Taxis in ganz Kolumbien streikt. Sie wollen billigeres Benzin. Super. Wir hatten wieder eine über sechsstündige Reise vor uns und das Zimmer in der Kaffee-Finca war bereits reserviert. Zudem hatten wir keine Lust, eine Nacht länger in der Stadt zu bleiben. Der Mann vom Hotel telefonierte seinem Kollege, der meinte dann sogar, dass alle Ausfahrten der Stadt gesperrt sind. Was, die können uns doch nicht einfach einsperren? Auch im Busterminal nahm kein Anbieter das Telefon ab. Okay. Zum Glück haben wir gelernt, dass die Südamerikaner gerne etwas übertreiben und wollten uns selber ein Bild von der Situation machen. Wir gingen zur Plaza, wo ganz viele Polizisten das Regierungsgebäude vor den Streikenden schütze und erkundigten uns, was denn genau los sei. Alles halb so schlimm, beruhigte uns der freundliche Polizist: Einzig die Taxi- und Busfahrer in Popayan streiken. Die Überlandbusse fahren ganz normal und auch in den Städten rundherum wird nicht gestreikt. Wir hatten nun genau 20 Minuten, um den Bus nach Armenia zu erwischen. Schnell rannten wir ins Hotel zurück und baten den Besitzer, uns mit seinem Auto ans Busterminal zu fahren (er bot uns an, uns in eine andere Stadt zu fahren, falls die da nicht streiken). Doch komischerweise hat er eine Autonummer mit der er nur von 10 bis 17 Uhr fahren darf.

Uns blieb keine Zeit, so schnappten wir eines der zahlreichen mobilisierten Mototaxis. Die profitierten vom Streik, denn deren Geschäft lief an diesem Tag grandios. Mit allem Gepäck setzten wir uns hinten auf den Töff und Punkt 10 Uhr schnappten wir und den Bus nach Armenia. Nach den vielen langen Busfahrten freuen wir uns, auf die nächsten drei Tage auf einer Kaffeefinca mitten in der Natur.
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