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Cotacachi und Otavalo: Dem Kaufrausch verfallen

Nächstes Ziel war Cotacachi, ein kleines Dorf nördlich von Quito, bekannt für sein Lederhandwerk. Da die Reise 10 Stunden dauerte, beschlossen wir, einen Nachtbus zu nehmen. Wir machten uns auf eine schlaflose Nacht gefasst und packten uns in warmen Kleider ein - unverständlich warum man den Bus auf 15 Grad runter kühlen muss. Vielleicht ist das der Kühlschrankeffekt, damit das reisende Fleisch nicht zu stinken beginnt. Nach einer sehr holprigen und kurvigen Fahrt trafen wir um 5 Uhr früh wenig erholt in Quito ein. Erst gute zwei Stunden später fuhr der erste Bus in Richtung Otavolo. Das Komfortable in Lateinamerika ist, dass man sich das Essen nicht suchen muss, sondern dass die Verkäufer mit dem Essen zu einem kommen. So konnten wir uns die Zeit bei einem Tee und Käsesandwich vertreiben.

In Otavalo angekommen schnappten wir uns ein Taxi zu unserer Unterkunft „Casa Amarillo“ in Cotacachi. Super nette Gastgeber - einfach und unkompliziert ganz nach dem Motto "mein Haus ist dein Haus". Auch das Putzmädchen (Evelyn) und ihr Lebensgefährte Marco, ein waschechter Indianer, waren sehr hilfsbereit. Man fühlte sich gleich wie zu Hause. Und der Sohn Matheo ist ein ganz herziger Indianerjunge.

Wie es der Zufall wollte, reiste Anita, unser Fasnachtgspändli, von Pasto (Kolumbien) nach Ecuador und machte während der selben Zeit in Otavalo halt. So verbrachten wir die drei Tage von Karfreitag bis Ostersonntag mit ihr.

Es war Karfreitag und im Dorf zelebrierte man Prozessionen. Paradoxerweise trugen Indigene christliche Statuen, liefen mit Jesusschreinen und hölzernen Kreuzen umher. Wir hatten ziemlich schnell genug von diesem Schauspiel und hielten Ausschau nach einem Grillrestaurant. Nachdem wir ein erstes Mal die Lederstrasse passierten und einige Jacken anprobierten, bestellte ich ein saftiges Steak und eröffnete somit die Grillsaison (einfach ein paar Stunden zeitversetzt zu meinen Gspändli zu Hause).

Für den zweiten Tag verabredeten wir uns mit Anita in Otavalo, bekannt für den grössten Kunsthandwerk-Markt in Südamerika. Bevor wir uns mit Souvenirs eindeckten, besuchten wir den Tiermarkt, wo sich die Einheimischen Geflügel, Vieh und Nager kaufen. Kühe, Schweine, Hühner, Meerschweine, Hasen, Stiere, Tauben, Schafe, Lamas und sogar junge Huskies wechselten den Besitzer. Die kleinen Wollknäuel haben es Nadia angetan, für nur 80 Dollar hätte man ein Huskywelpe kaufen können. Zum Glück reisen wir noch weiter. Nach hundert geschossen Fotos, musste sie sich dann schweren Herzens von ihren Wölfen verabschieden.

Der Tiermarkt endet bereits um 10 Uhr und wir trotteten ins Zentrum, wo die Indianer aus der Region diverse kunsthandwerkliche Schmuckstücke verkauften. Nicht, dass wir wirklich was brauchten, doch am Schluss des Tages war die Tasche voll und die Brieftaschen leer. Trotz „Gringopreisen“ waren die Strickjacken und -mützen aus Alpakawolle ziemlich günstig und wir alle konnten nicht wiederstehen.

Am Ostersonntag stand die Wanderung rund um die Lagune „Cuicocha“ auf 3400 Meter über Meer auf dem Plan. Marco vom Guesthouse begleitete uns. Zu viert machten wir uns bei Zeiten auf den Weg, da Anita noch am späten Nachmittag nach Quito fuhr. In der Mitte des Kratersees stehen zwei Hügel. Die Indianer haben für diesen idyllischen Ort eine romantische Geschichte: Auf der Insel warteten die Frauen auf ihren Geliebten. Aber nur der Junge, der den eiskalten See überwinden konnte, durfte seine Herzallerliebste nach Hause nehmen oder kurz gesagt „abschleppen“. Die Wanderung am Kraterrand war sehr angenehm zu gehen und immer wieder konnte man auf den Cuicocha blicken.

Nach der Wanderung verabschiedeten wir uns von Anita und gingen ins Dorf Cotacachi zurück, um eine Kleinigkeit zu essen. Aber als wir wieder an den vielen Ledergeschäften vorbei kamen, war es um uns geschehen. Viele schöne Kuhhäute für wenig Geld. Das Schwierige war nicht, eine passende Lederjacke zu finden, sondern die Entscheidung, welche man kauften soll. Trotz der Qual der Wahl blieb es bei einer Jacke pro Person. Nun sind wir zwar Besitzer von zwei handgemachten und sehr edlen Mäntel aus feinem Kalbsleder. Doch das Problem mit dem beschränkten Platz im Rucksack ist noch nicht gelöst …

Zum Abschied in Cotacachi machten wir gemeinsam mit der Indianerfamilie ein Grillfest. Obwohl die Temperaturen in der Höhe nicht wirklich zum Draussensitzen einladen und es dann auch noch regnete, war es ein gemütlicher Abend mit interessanten Gesprächen und gutem Fleisch, Wurst und Wein. Nadia konnte sogar den Zigaretten widerstehen, obwohl Marco alle zwei Minuten fragte, ob sie nicht eine rauchen möchte.

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