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Villa de Leyva: Naturparadies mit dünner Luft und super feinem Food

Villa de Leyva ist das Ausflugsziel der (reichen) Leute aus Bogota. Als wir am Mittwoch ankamen, war das Dorf wie ausgestorben. Es scheint, als wollen am Wochenende alle frische Bergluft schnappen. Am Freitagabend fuhren die Städter dann nämlich mit ihren fetten Mercedes und Offroadern ein. Zugleich öffneten auch die edlen Restaurants und die Designerläden ihre Tore. Wer aber nun denkt, es sei alles überteuert, der liegt falsch. Wir assen bei „El Rincon“ die besten Rindsfilets, die wir je hatten, dazu eine gute Falsche Malbec für insgesamt nicht mal 30 Franken. Als Schlummeri gabs dann noch einen Rum aus der Region in der coolen Bar am Dorfplatz. Villa de Leyva ist nicht nur ein Paradies für Feinschmecker. Es gibt hier auch einiges zu unternehmen. Gleich für fünf Nächte leben wir deshalb hier im Hostal Renancer. Die Temperaturen sind sehr angenehm. In der Nacht kühl und am Tag nicht zu heiss, um sich zu bewegen. Aber die Sonne ist krass aggressiv. Roger wollte es nicht glauben und hat sich bei unserer ersten Biketour nicht eingecremt. Seine Nase war am Abend röter als rot… Tja, wer nicht hören will, muss fühlen ;).

Wir fragten uns, ob es hier wohl Bauvorschriften gibt. Man sieht kein Haus mit mehr als zwei Stockwerken, alle sind sehr gepflegt. Im Zentrum gibt es ausschliesslich weisse Häuser im Kolonialstil mit Holzveranden und wundervoll farbigen Blumen. Rundherum ähneln die Häuser edeln spanischen Fincas. Einziger Exot ist das Terracota-Haus. Angeblich das grösste Keramik-Haus del mundo. Wirklich sehr eindrücklich und schön gemacht. Ausgestattet mit einer Küche (fliessend Wasser), mehreren Schlafzimmern, Badewannen und einem Wohnzimmern mit Bibliothek. Weiter sehenswert sind die Dinosaurier etwas ausserhalb von Villa de Leyva. Schilder am Strassenrand machten uns bereits bei der Anreise auf die Riesenviecher aufmerksam. Folgt man den Tafeln, kommt man zum Fossil eines Kronosaurus. Riesig dieses Ding.

Dafür glaubte ich nicht, dass eine Wanderung von 2700 auf 3800 M. ü. M. dem Körper mehr abverlangt als eine ähnliche Tour zuhause. „Was sind schon 1100 Höhenmeter,“ lächelte ich, als Roger mich darauf hinwies, als wir die Tour buchten. Mit drei Amerikaner und einer Führerin gingen wir in das Naturreservat „Santuario de Iguaque“, worin wir zur herzförmigen Lagune de Iguaque wanderten. Die Amerikaner hatten einen Flick ab. Anstatt die schöne Natur zu geniessen und nach Tieren Ausschau zu halten, machten sie aus allem einen Wettkampf und rennten wie Gestörte den Berg hinauf (und noch viel schneller runter). Die Höhenluft machte mir zu Beginn echt zu schafften und als ich über eine Baumwurzel stolperte (bin halt ein bisschen tollpatschig), kam ich vor Schock ganz kurz in Atemnot. Ein paarmal tief durchatmen und alles war okay. Danach konnten mich die Amis am A… und ich ging gemütlich in meinem Tempo. Roger macht sich allerdings jetzt noch über meinen Aussetzer lustig. Bei der Lagune angekommen, war ich ein bisschen enttäuscht. Wir Schweizer kennen um einiges schönere Bergseen. Aber die Bedeutung der Lagune für die Muiscas (indiges Volk) ist ganz schön: Aus dem dunkeln Wasser sollte die Mutter der Menschheit mit einem Baby an der Brust aufgetaucht sein. Schaut man lange in den See und hat diese Geschichte im Hinterkopf, wirk der Ort plötzlich sehr mystisch.

Am Tag danach, hatte ich vom steilen Abstieg den Muskelkater meines Lebens (Roger übrigens auch!!!). So machten wir uns einen gemütlichen Tag und gingen zum Frühstück auf den Bauernmarkt. Hier wird „von der Region für die Region“ wirklich gelebt. Die Bauern aus dem Umland fahren mit frischem Gemüse, Früchten und Getreide an und die Einheimischen machen die Wocheneinkäufe. Wir taten es ihnen gleich. Zuerst genossen wir bei einer der zahlreichen Openairküchen eine Maissuppe, gegrillte Chorizo und Kartoffeln. Danach kauften wir exotische Früchte und knackiges Gemüse, dazu eine Biosalami (der Verkäufer war aus dem Dolomiten) sowie ein kleiner Käselaib. Eine sehr gute Verkäuferin wollte uns dann ein Biobier aufschwätzen. Wir lehnten dankend ab mit der Begründung, es sie doch erst 10 Uhr. „Das macht doch nichts, alle trinken hier jetzt Bier“. Wir schauten rum, sahen die Einheimischen mit Bierflaschen und schon hatten wir auch ein Bier in der Hand. Wie viele Flaschen die anderen noch leerten wissen wir nicht. Für uns blieb es bei dem einen. Denn wir mussten fit sein um unserem Muskelkater am nächsten Tag mit einer Biketour entgegenzuwirken.

Wir machten eine schöne Rundfahrt vorbei an weidenden Kühen, Pferden zu einem Park mit den blauen Lagunen „Pozos Azules“. Das Klima spielt wohl auf der ganzen Welt verrückt. Seit acht Monaten fiel hier kein Regen. Deshalb ist der Wasserpegel sehr tief und man konnte leider nicht Baden. Schuld am wenigen Regen, sei das alle paar Jahre auftretende „el Nino“-Phänomen, erklären uns die Einheimischen immer wieder. Im März sollte das dann vorbei sein und dann regnet es anscheinend ununterbrochen (wir freuen uns somit auf Ecuador mit viel Regen).

Apropos: Die Leute auf dem Land sind uns sehr sympathisch (Bauern halt :)). Sie sind äussert hilfsbereit und ehrlich. Wir hatten nie das Gefühl, dass wir verarscht werden und es gibt auch keine „Spezialpreise“ für Ausländer. Man fühlt sich hier sehr sicher. Bei der Miete von Bikes fragten wir nach einem Schloss. „Einfach hinstellen, hier im Dorf sind wir sicher und es wird nichts gestohlen.“ Das sind doch mal beruhigende Worte.

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